Der Animationskurzfilm "War is Over!" schreibt als Oscargewinner Unreal Engine-Geschichte

23. Oktober 2024

Der Animationskurzfilm "War is Over!" schreibt als Oscargewinner Unreal Engine-Geschichte

Bei der 96. Oscarverleihung machte der animierte Antikriegs-Kurzfilm War Is Over! Inspired by the Music of John & Yoko Geschichte – als das erste in der Unreal Engine 5 erstellte Projekt, das den Academy Award®, besser bekannt als Oscar, als bester animierter Kurzfilm gewann. 
Der Film folgt einer Brieftaube, mit der sich zwei Soldaten an der Front im Ersten Weltkrieg Nachrichten austauschen. Sie spielen miteinander Schach und sind sich nicht bewusst, dass sie auf verschiedenen Seiten kämpfen. Dieser hochgradig stilisierte 11-minütige Film schöpft Inspiration aus dem friedensaktivistischen Weihnachtslied "Happy Xmas (War Is Over)", das von John Lennon und Yoko Oko 1971 veröffentlicht wurde. Dave Mullins führte Regie, während Brad Booker als Produzent und Yoko Ono Lennon und Sean Ono Lennon als ausführende Produzenten fungierten.
Auch mehr als fünf Jahrzehnte später hat die pazifistische Botschaft von "Happy Xmas (War Is Over)" nicht an Bedeutung verloren. Als Sean Ono Lennon nach Wegen suchte, die langjährige kulturelle Relevanz des Lieds zu erweitern, setzte er sich mit Mullins in Verbindung – einem erfahrenen Pixar-Animator, der zusammen mit Booker 2020 das Echtzeit-Animationsstudio ElectroLeague gegründet hat. Die beiden Partner zogen einen narrativen Ansatz vor und entwarfen schnell eine Geschichte, die das Kernthema des Lieds auf eine Weise verkörperte und erweiterte, die bei einem modernen Publikum Anklang finden würde. Nachdem sie das Drehbuch mit dem ikonischen Filmemacher Peter Jackson geteilt hatten, holte er das Special-Projects-Team von Wētā FX dazu, das bereits seit seinem Kurzfilm "Meerkat" aus dem Jahr 2020 mit Animationen in der Unreal Engine experimentierte.
Der Kurzfilm erzählt nicht nur eine überzeugende Geschichte, sondern bot Wētā FX auch die Möglichkeit, neue kreative Methoden zu erschließen und sich mit flexibleren Workflows vertraut zu machen. Dieses Projekt sollte demonstrieren, dass man mit der Unreal Engine nicht nur hochwertige Animationen erstellen kann, sondern Künstlern zudem auch ein größeres Maß an Identifikation mit den Szenen und die Fähigkeit bietet, während des kreativen Prozesses schneller und häufiger zu iterieren. 
 
"Der Hauptvorteil in der Nutzung von Unreal im Vergleich zu einem traditionellen Animationsworkflow ist die Reaktionsfähigkeit", sagte Keith Miller, VFX Supervisor bei Wētā FX. "Die Arbeit wird deutlich schneller, zumal alles praktisch sofort passiert. Das ermöglicht ein Maß an Iteration, das für die meisten Projekte untypisch ist."
 
Nachdem das Skript gegen Ende 2021 finalisiert wurde, begann die Produktion im Februar 2022 und endete im Juli 2023. Obwohl die Projekterstellung anderthalb Jahre dauerte, wurde der Großteil des Renderings in den letzten sechs Monaten abgeschlossen. 

Letztendlich stellte der Kurzfilm das bis heute größte Unterfangen des Special-Projects-Teams von Wētā FX dar – er besteht aus 214 Aufnahmen mit 222 Assets, einschließlich sieben Heldencharakteren, 124 Bühnendekorationen, 57 Requisiten, 38 Umgebungen, 19 Bäumen, 16 Waffen, 9 Layouts, 6 Fahrzeugen und einem Federtier.

Entwicklung des Looks

Bei der Schöpfung der einzigartigen Ästhetik des Films ließ sich Mullins von Norman Rockwell und J.C. Leyendecker inspirieren. Er heuerte Produktionsdesigner Zac Retz an, um seine Vision des visuellen Stils für das Projekt zu realisieren, und stellte Max Narciso für das Charakter-Design ein. Wētā FX übersetzte dann Narcisos Charakter-Designs und Retz' Produktionszeichnungen für seine Produktionspipeline in 3D – auf eine Weise, die räumlich Sinn ergab und die richtigen künstlerischen Designs bewahrte.
 
Als Studio ist Wētā FX dafür bekannt, fotorealistische visuelle Effekte und Animationen zu erschaffen. Im Kontrast dazu musste das Team für "War Is Over! Inspired by the Music of John & Yoko" Retz' stilisierte Zeichnungen in Kernstücke aufbrechen und dann erneut zusammensetzen, um sie für die Filmproduktion nutzen zu können. Durch den Einsatz der Unreal Engine konnten die Künstler die Pinselstricheigenschaften der Konzeptzeichnungen bewahren, indem sie mehrere Geometrie-Schichten übereinander lagerten und die Beleuchtung mit der Schattierung verbanden. Obwohl 3D-Inhalte in der Regel perfekt ausgerichtet sind, setzten sie absichtlich falsch ausgerichtete Perspektiven und verdrehte Objekte ein, um einen impressionistischen Kunststil zu vermitteln. Ebenso wie traditionelle Gemälde in Schichten gemalt werden, folgten die Künstler einem ähnlichen Ansatz in CG und spielten mit verschiedenen Farb-, Textur- und Transparenz-Ebenen.
 
In der Nachbearbeitung verleihte Kolorist David Cole (The Batman, Dune) dem Projekt den letzten Schliff, um die Aufmerksamkeit des Publikums durch den Film zu führen.

Die UE in Aktion

Die Filmemacher haben sich entschieden, mit Performance Capture den Rahmen für die Handlung des Films zu erschaffen, und nutzten für einige Szenen die Unreal Engine. Als die Skelett- und Objekt-Tracking-Daten in die Unreal Engine importiert und mit den entsprechenden CG-Elementen beschichtet wurden, konnten die Filmemacher auf den vollen Kontext der Szenen und der Beleuchtung innerhalb der Engine zurückgreifen, um verschiedene Kamerawinkel zu finden und anzupassen.
 
Das Team nutzte ein Blueprint-basiertes Actor-System, um Metadaten zu speichern und Assets und Abhängigkeiten nachzuverfolgen. Das Layout wurde mithilfe verschiedener Werkzeuge in Kombination mit der Unreal Engine verwaltet, einschließlich der proprietären Olympus-Pipeline von Wētā FX, Maya und MotionBuilder. Künstler arbeiteten oft parallel an Aufnahmen und kümmerten sich separat und gleichzeitig um verschiedene Elemente wie Animation, Beleuchtung oder Skelett-Meshs.
Mit freundlicher Genehmigung von Wētā FX
Das Wētā FX-Team hat das Projekt in die verschiedenen Bereiche Film, Umgebung, Szenario und Aufnahme eingeteilt und war so in der Lage, Künstlern mehr Sichtbarkeit zu bieten und gleichzeitig die Leistungs- und Reaktionsfähigkeit ihrer Werkzeuge zu bewahren. Die Künstler konnten auf einem höheren Niveau an Aspekten des Films arbeiten, um in verschiedenen Aufnahmegruppen effizienter vorzugehen, bevor sie einen rechenintensiveren Drilldown in die Details vornahmen. Die Arbeit in der Unreal Engine war vor allem für die Beleuchtungskünstler besonders praktisch, da sie flüssiger iterieren konnten. Sie ermöglichte es dem Special-Projects-Team von Wētā FX auch, ElectroLeague schon früh die malerische Ästhetik des Films zu präsentieren und sie dann kontinuierlich zu verfeinern. 
 
"War Is Over! Inspired by the Music of John & Yoko" enthält Musik von Thomas Newman und wurde in Zusammenarbeit mit Lenono Music, ElectroLeague, Wētā FX und Epic Games produziert. Der Trailer zu War Is Over! ist hier zu finden!