Echtzeit-Erklärungen

Animation in Film und Kino

Mit freundlicher Genehmigung von Aaron Sims Creative

Wie wird Animation in Filmen verwendet?

Animation in Film und Kino hat eine lange Geschichte, die bis in die 1920er zurückreicht. Damals war das ein sehr arbeitsaufwendiger Prozess, in dem jeder Frame von Hand gezeichnet wurde und so zehntausende Zeichnungen für einen Film in Spielfilmlänge nötig waren. Die individuellen Frames wurden auf transparente Zelluloidstreifen gezeichnet, auf einen gezeichneten Hintergrund gelegt und dann Frame für Frame abfotografiert. Dieser Film wurde dann entwickelt und überprüft. 

Frühe Animationsfilme führten das Publikum in eine ganz neue Welt der Unterhaltung ein, aber die Arbeit an den Filmen selbst dauerte sehr lange und es gab keinen Platz für Fehler oder Experimente. Wenn ein Arm oder Bein eines Charakters nicht richtig positioniert war, mussten mehrere Zeichnungen neu angefertigt werden. Solche Veränderungen waren teuer und ein Risiko für Filmemacher.

In dieser Anfangszeit des Films gab es auch andere Arten der Animation, z. B. durch Puppen, die in Stop-Motion bewegt wurden. Sie kennen diese Technik vielleicht aus dem ikonischen Kinderprogramm Sandmännchen, aus Filmen wie Nightmare Before Christmas (1993) oder Serien von Aardman Animation, die unter anderem Wallace & Gromit ins Leben gerufen haben. 

 

3D-Animation

Ende des 20. Jahrhunderts entstand dann eine neue Art der Animation: die 3D-Animation. Hiermit konnte eine virtuelle Welt in drei Dimensionen erschaffen werden, ähnlich wie ein Set bei einem Realfilm. Mit einer virtuellen Kamera kann jeder Teil des virtuellen Sets eingefangen werden und dreidimensionale Figuren können nach Belieben positioniert werden. Die Gesichter und Körper der Figuren können durch Mausbewegungen animiert werden, anstatt jede neue Mimik oder Bewegung einzeln zeichnen zu müssen. In dieser 3D-Welt kann mit Kamerawinkeln und Aktionen der Figuren viel freier experimentiert werden, als das bei handgezeichneten 2D-Bildern möglich ist.

Um Missverständnisse zu vermeiden: Das „3D“ in 3D-Animation bezieht sich nicht auf stereoskopisches 3D in Filmen, die mit einer besonderen Brille geschaut werden müssen. Stereoskopische Filme können animiert oder real gedreht werden (oder beides). Das „3D“ in 3D-Animation bezieht sich auf die Art und Weise, wie dreidimensionale Objekte technisch gesehen animiert werden. Welten und Charaktere können nämlich leichter verändert werden, als es mit 2D-Zeichnungen möglich wäre.

Filmemacher hatten in den 1950ern zwar schon einfache Drahtmodelle verwendet, um mit 3D-Animationen in Filmen zu experimentieren, doch die Technologie entwickelte sich schnell weiter und bot bald die Werkzeuge, mit denen vollständig realisierte Welten und Charaktere erschaffen werden konnten. Frühe Beispiele dafür sind das fotorealistische Wasserwesen im Film Abyss – Abgrund des Todes (1989) und der komplett computergenerierte Film Toy Story (1995).

Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von animierten Filmen, aber Animation hat ihren Platz im Kino auch auf andere Art und Weise gefunden:
 

Motion Capture

Wenn es in einem Film animierte Figuren gibt, finden oft Motion-Capture-Aufnahmen mit echten Schauspielern statt, die spezielle Anzüge tragen, die zum Aufzeichnen von Bewegungsdaten entwickelt wurden. Das Animationsteam nimmt die Bewegungen der Schauspieler digital auf und überträgt die Daten dann auf digitale Charaktere, damit die Bewegungen von Menschen, Tieren oder Kreaturen natürlicher wirken. Wenn Körperbewegungen und Mimik aufgenommen werden, spricht man von Performance Capture
Mit freundlicher Genehmigung von Cory Strassburger

Visuelle Effekte (VFX)

Die digitale Erstellung oder Verstärkung von visuellen Effekten wie Feuer, Rauch, Nebel, Wolken und Staub erfolgt ebenfalls durch 3D-Animationstechnologie. Diese gasförmigen Effekte werden in der Regel durch Gruppen von Tausenden virtuellen Teilchen erzeugt. Meerwasser, Blitze und andere Naturphänomene können ebenfalls mit Werkzeugen zur 3D-Animation dargestellt werden. Die Bezeichnung VFX umfasst auch die Kombination von computergenerierten Bildern mit realen Aufnahmen.

Vorvisualisierung

Eine Vorvisualisierung (oder Previs, kurz für „Previsualization“) ist so etwas wie ein erster Entwurf, der mit groben Strukturen (z. B. Kästen anstatt Gebäuden), einfachen Figuren und Dialogaufnahmen aus dem Skript einen ersten Eindruck einer Szene oder eines Films vermitteln soll. Eine Previs gibt der Regie, der Kamera-Crew oder anderen Crewmitgliedern einen Ablaufplan für Einstellungen und Sequenzen, wodurch vor dem Dreh mögliche Probleme erkannt werden können.    
Mit freundlicher Genehmigung von Engine House Films

Über das Rendering

All diesen Anwendungen von Animation in Filmen und Kino haben eine Gemeinsamkeit: Sie alle müssen gerendert werden. Rendering ist der Prozess der Verarbeitung einer 3D-Szene in eine Folge von 2D-Bildern, die als Film oder Video abgespielt werden können. 

Ursprünglich dauerte das Rendern eines Frames bei einfachen Szenen wenige Minuten und bei Szenen mit vielen Charakteren und visuellen Effekten oft Stunden. Wenn eine Sequenz gerendert werden soll, die 30 Sekunden lang ist und 24 Frames pro Sekunde hat, sind das insgesamt 720 Frames. Wenn das Rendering jedes Frames zehn Minuten dauert, würden hierfür 7.200 Minuten fällig, was fünf Tagen entspricht.
Einer der größten Fortschritte in der Animation ist das Echtzeit-Rendering, bei dem jeder Frame im Bruchteil einer Sekunde gerendert wird. Echtzeit-Rendering gibt es in vielen 3D-Animationswerkzeugen und Spielengines wie der Unreal Engine.

Heutzutage benutzen immer mehr Filmproduktionen Echtzeit-Rendering, um während der Produktion Zeit zu sparen und den Filmemachern mehr Möglichkeiten für kreative Arbeit zu geben. 
 

Beispiele für Animation in Film und Kino

Hier einige Beispiele für Filme und Serien, in denen Echtzeit-Animation benutzt wurde:

Serien wie Game of Thrones (2011–2019) nutzten Echtzeit-Rendering, z. B. um bekannte Szenen wie die wichtige Szene im Thronraum im Finale durch eine Vorvisualisierung darzustellen. Auch in modernen Hits wie House of the Dragon wird diese Technologie verwendet.

Love, Death & Robots auf Netflix nutzte jüngst Echtzeit-Animation in der spannenden Episode Begraben im Gewölbe, in der es einen computergenerierten Cthulhu, MetaHumans und andere digitale Figuren gab, die mit Motion-Capture-Verfahren animiert und mit der Unreal Engine zum Leben erweckt wurden.

Der preisgekrönte Animationsfilm Allahyar and the Legend of Markhor (2018) wurde vollständig in der Unreal Engine und mit Echtzeit-Rendering erstellt. Die Geschichte rund um einen pakistanischen Jungen, der sich auf eine Reise begibt, um seinen Freund zu retten, wird mit dem Film Allahyar and the 100 Flowers of God fortgesetzt, der auf dieselbe Art entsteht.

In Willkommen in Marwen (2018) wurde die Unreal Engine benutzt, um die Performance der Schauspieler aufzunehmen und auf virtuelle Puppen zu übertragen – und das alles in Echtzeit.
 

Erste Schritte mit Animation

Für Ihre ersten Schritte in der Animation sollten Sie sich diese kostenlosen Ressourcen ansehen, die Ihnen beim Loslegen helfen: Sie können außerdem den Animation-Hub besuchen, um mehr zu erfahren, oder unseren Animation Field Guide lesen, um zu lernen, wie große Studios, kleine Gruppen und sogar Einzelpersonen mit der Unreal Engine hochwertige Animationen erstellen können.

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